Studienfahrt London
23:00 Uhr – Koffer sind gepackt und die Reisepässe zur Hand. Etwa 60 Schüler stehen bereit für die lange, aber aufregende Fahrt, denn auch wenn wohl die 13 Stunden Busfahrt bis zur Fähre erst einmal anstrengend klingen, so ist der Gedanke daran, was kommt, jede Stunde wert.
Spätestens bei der Passkontrolle wird einem bewusst, wohin man unterwegs ist, und jegliche Müdigkeit scheint für den Moment wie verflogen. Zwei weitere Stunden Fahrt über das blaue Meer folgen und gratis Essen an Bord lässt die Schüler das leichte Schaukeln der Fähre überwiegend gut überstehen. Auch erlangt man hier einen ersten Blick auf die britischen Inseln, wie er sich wohl schon seit Jahrhunderten den Einreisenden bietet: kilometerlange Küste mit nichts als Sandstein und Wiese.
Nach der Überfahrt geht es nach erneuter kurzer Fahrt im Bus in das wunderschöne, alte Canterbury. Es steht allen frei, ob sie sich noch ein bisschen von der Fahrt erholen oder sich ein wenig das kulturreiche Städtchen anschauen, mit seiner alten Kathedrale, den kleinen Boutiquen und traditionellen Häusern. Der leichte Nieselregen, der in England kaum wegzudenken ist, verleiht hier der Stadt nur ihren Charme. Nachdem alle wieder am Busparkplatz sind, geht es endlich nach London.
Der Abend klingt für alle Teilnehmer unterschiedlich aus. Während einige es sich erst einmal im Hotel gemütlich machen und sich entspannen, machen andere sich auf, um die Gegend darum zu erkunden oder sich etwas zu essen zu suchen. Andere fahren direkt in das Zentrum der Stadt, um schon am ersten Abend etwas von der To-Do-Liste abzuhaken. Nur zu der allabendlichen Besprechung mit den Lehrern muss jeder erscheinen. Hier haben alle Schüler die Möglichkeit, sich mit ihren Mitschülern und den Lehrern über das Gesehene und Erlebte auszutauschen oder Organisatorisches für den nächsten Tag zu besprechen.
Nach dem Frühstück geht es am nächsten Morgen auch schon los zum ersten Programmpunkt: „Shakespear’s Globe“ am Südufer der Themse. Bei der gemeinsamen Anreise per „Tube“ und einem Spaziergang entlang der Themse sieht man bekannte Orte wie den „Tower of London“ von weitem, während man den berühmten Borough Market direkt passiert. Am Theater angekommen, erklären zwei freundliche und humorvolle Guides jeweils einer Gruppe von Schülern die Geschichte, den Aufbau und andere interessante Fakten über das Gebäude. Nach Beendigung der Tour liegt es wieder an den Schülern, wie sie den Rest ihres Tages gestalten, ob mit Sightseeing, Shopping oder auf Essensjagd. Bei Problemen oder auch, um andere per Fotos über ihre aktuellen Erlebnisse auf den Stand zu bringen, gibt es eine WhatsApp-Gruppe mit einer Lehrerin als Ansprechpartnerin. Auch an diesem Abend trifft sich die gesamte Gruppe zur Besprechung und einem anschließenden freiwilligen Spieleabend.
Wie am Tag zuvor angekündigt, fährt am nächsten Morgen der Bus mit allen in die Küstenstadt Brighton. In dieser lebendigen und bunten Stadt am Meer können alle etwas über die Vergangenheit der Stadt und ihre Gründung, sowie das aktuelle kulturelle Leben der Stadt erfahren. Hierbei faszinieren besonders die allgegenwärtige Streetart und besonders merkbare Offenheit. Daraufhin können alle in den kleinen Straßen der Stadt durch die zahlreichen Vintage- und Schmuckläden stöbern, es sich mit Essen gemütlich machen, oder die Kunst in den Straßen bewundern. Wer verrückt genug ist, sich bei dem Wetter und den häufig sehr hohen Wellen ins Meer zu trauen, dem steht dies mit Erlaubnis der Eltern natürlich auch frei.
An diesem Abend kommt es dann doch zu einer kleinen Planänderung. So werden aus den eingeplanten zwei Stunden Busfahrt plötzlich vier Stunden im Stau. Das mindert aber nicht die gute Laune, denn stattdessen werden Geschichten erzählt und die Fahrt wird gemeinsam überstanden.
Der vorletzte Tag beginnt diesmal nicht wie zuvor mit einer gemeinsamen Besichtigung, sondern in Eigenregie. Die Lehrer empfehlen die Wachablösung im Buckingham Palace, was viele der Schüler sich auch vornehmen. Daraufhin verbleiben noch viele weitere Stunden Besichtigung von London, bis wir uns am frühen Abend ein letztes Mal in der großen Gruppe am Globe Theater treffen, um uns ein Stück Shakespeares in den traditionellen Kulissen anzuschauen. Zugegebenermaßen ist es für alle eine Überraschung, als sich herausstellt, dass es sich um ein Stück in Gebärdensprache handelt. Immerhin wurde Shakespeares Ruf, schwer zu verstehen zu sein, hier alle Ehre gemacht, denn es ist ziemlich schwer, an einem Abend ein ganzes Stück nur mit Untertiteln anschauen zu können. Als Fazit kann man trotzdem sagen, dass man merkt, wie viel Arbeit hinter dem Stück steckt und welche Ambitionen jeder Schauspieler hat. Es bleibt vermutlich jedem lange im Gedächtnis.
Der Abreisetag besteht nicht etwa nur aus Koffer packen und Busfahrt. Tatsächlich hat man kaum das Gefühl, noch an diesem Tag das Land verlassen zu müssen. Erst am frühen Nachmittag treffen sich alle an einem kleinen Boot an der Themse, direkt unterhalb des Big Bens. Vorher besteht ein letztes Mal die Möglichkeit, sich in den kleinen Freundesgruppen in der Stadt alleine zu beschäftigen. Auf der Fahrt entlang des Ufers, vorbei am London Eye, Southside, Tate Modern und St. Pauls Cathedral, erzählt der Kapitän immer wieder kurz etwas über das zu Sehende. Ein Highlight dieser Tour ist die Durchfahrt unter der Tower Bridge, was einen die berühmte Brücke aus einer ganz neuen Perspektive betrachten lässt. Endstation war das Stadtviertel Greenwich, Standpunkt des bekannten Nullmeridians, von wo aus müssen alle zum endgültigen Treffpunkt des Abends und der gesamten Fahrt, wo der Bus sie zurück nach Hause fährt. (E. Wustmann)