Gleich zweimal Helsingborg
Da die Eindrücke bei unserem Besuch in Helsigborg sehr vielfältig waren, ihre jeweilige Wirkung auf die mitreisenden Schüler mehr oder weniger sehr unterschiedlich ausgefallen sind, druckt die Redaktion hier zwei Schülermeinungen ab, um unterschiedliche Auffassungen und Gemeinsamkeiten besser zu verdeutlichen.
Der erste Beitrag ist ein leicht bearbeiteter Nachdruck des entsprechenden Artikels aus der diesjährigen Abiturzeitung.
Schweden. Was fällt dem viel belesenen Menschen bei diesem Begriff als Erstes ein‘? Eishockey. Königin Silvia. Eiche. Schwedische Gardinen. Schwedentrunk. Den EMGuckern vielleicht das Rumgekicke gegen die Türkei. Einer kleinen Gruppe Schüler um die Herren Greiner und Hanke, zu der auch ich mich zähle, wird da noch etwas anderes einfallen: Helsingborg.
Aber noch sind wir nicht da. Noch waren eine lange Zugfahrt zu absolvieren und mehrere Überfahrten mit Fähren zu überstehen. Dem Glücksspiel, welches auf einer der Fähren erlaubt war, ist erfreulicherweise keiner verfallen, ebenso der Seekrankheit. Und irgendwann waren wir da und schleppten unsere müden Glieder von der Gangway auf schwedischen Boden.
„Wo liegt Helsingborg“ wird sich manch interessierter, schwedenunkundiger Leser fragen. Als wir es verließen, lag es am Öresundstrand, in Schonen, einer Gegend im Süden Schwedens. Und da liegt es auch heute noch. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite, liegt das dänische Helsingör. Wem diese Angaben zu ungenau sind, hier eine noch genauere Lagebeschreibung, genauer geht‘s fast gar nicht: Helsingborg, 12° 48‘ ö.L., 56° 12‘ n.Br. Genau genug?
Einen detaillierten Bericht zu schreiben hieße, viele Seiten zu füllen, deshalb werde ich mich wohl auf die Highlights konzentrieren müssen: die Ausflüge nach Kopenhagen und zum Kullaberg. Kopenhagen, die dänische Hauptstadt auf der Insel Seeland gelegen (auf eine genauere Lagebeschreibung wird hier verzichtet), hat so Einiges zu bieten. Neben vielen Museen eine tolle Innenstadt, sowie den königlichen Palast. Die königlichen Reitställe waren für Kristin A. (Name vom AZK verändert) das reinste „Pferdephotographierparadies“. Es wurde so manches Pferd abgelichtet und durch Blitze verschreckt, ob es nun wollte, oder nicht. In den Museen gab es natürlich viel zu sehen. Ob nun die Ausstellung über Eldorado, Schmuck, Edelsteine usw., es sollte für alle wenigstens etwas interessantes dabei gewesen sein. Das war zwar wirklich nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache, aber man ertrug es mehr oder weniger ohne Murren, vielmehr aber mit knurrendem Magen. Beim Stadtrundgang war unser schwedischer Begleiter und prädestiniert-passionierter Reiseführer Hans gar nicht zu bremsen. Tagelang hätte er uns über dieses und jenes erzählen können, viele Geschichten und unheimlich interessante Fakten hätte er uns noch vermitteln können. Aber das war wohl nicht sein Tag und er musste schließlich unserem stärker werdenden Verlangen nach etwas Essbarem nachgeben. Wie viel sich nun jeder von dem, was er uns erzählte, gemerkt hat, kann ich nicht sagen, aber die von uns aufgeschnappten und auf Film festgehaltenen visuellen Eindrücke werden bei allen mit Sicherheit überwiegen. Da wäre z.B. der schöne alte Hafen mit Kuttem und alten Segelschiffen sowie Kunst und Künstler in den Straßen der Innenstadt. Hier hätten wir uns tagelang aufhalten können, wenn da nicht ein gewisser Terminplan gewesen wäre, den wir einzuhalten hatten. Uber ein Kuriosum dieser Fährt lässt sich noch berichten. Stichwort ZOLL! Aus uns unerfindlichen Gründen wurde Pete R. Greiner (Name vom AZK verändert) als einziger der Gruppe bei der Rück kehr nach Helsingborg vom schwedischen Zoll kontrolliert. Warum? GuteFrage. Vielleicht lag es am breiten Grinsen? Vielleicht aber auch an der für Schmuggler üblichen Gangart, die er mehr oder weniger bewusst einlegte. Aber wie gesagt, das sind nur Spekulationen!
Kommen wir zur abschließenden Exkursion zum Kullaberg. Schon jetzt im Voraus ein Dankeschön an Selma, die es mir erst möglich machte, diesen Artikel zu schreiben. Also, der Kullaberg ist kein mächtiger Berg. Flach und Ianggestreckt liegt er da. Dort oben ist es nicht besonders schön, und es sieht nicht anders aus als überall im Hochland von Schonen (Hochland ist relativ zu sehen). Wer aber von der Landstraße wegwandert und vom Rand der Hochfläche aus die steilen Hänge hinunterschaut, der entdeckt so viel Sehenswertes, dass er kaum weiß, wie er all das mit seinen Augen aufnehmen kann. Der Kullaberg liegt nicht umgeben von Ebenen und Tälern mitten im Land wie andere Berge, sondern hat sich weit in das Meer hinausgestürzt. Nicht das kleinste Stückchen Land schützt ihn gegen die Meereswellen, die an seine Wände schlagen und sie abtragen. Schroffe Klüfte sind tief in die Hänge geschnitten, und der Wind hat mit seinen ständigen Peitschenschlägen schwarze Felsvorsprünge blank geschliffen. Einzelne Felsensäulen ragen senkrecht aus dem Wasser. Scharfkantige Steine werden ständig mit weißem Schaum überspritzt, andere aber spiegeln sich ständig in schwarzgrünem, unverändert reglosem Wasser. Es gibt kleine Landzungen und Buchten. Es gibt stattliche Felsentore, die sich über dem Wasser wölben, und ungeheure Spalten, die den Wanderer verlocken, sich in die Tiefe des Berges zu wagen, wie es auch einige Unerschrockene von uns taten. Und über all diesen Klüften und Klippen, hinauf und hinunter, kriechen und winden sich Ranken und Wurzeln. Auch Bäume wachsen dort, aber die Macht des Windes ist so groß, dass auch sie sich in Ranken verwandeln müssen, um sich auf den Steilhängen halten zu können.
Diese seltsamen Bergwände, davor das weite blaue Meer und darüber die schimmerndeklare Luft, das alles macht den Kullaberg für die Menschen so verlockend, dass sie jeden Tag in großen Scharen dorthin ziehen, solange der Sommer dauert. Auch wir konnten uns der Schönheit des Kullaberges nicht entziehen. Der Weg dorthin war zwar lang und teilweise auch beschwerlich, aber wir wurden fürstlich dafür belohnt. Wirklich! Wem es dort nicht gefällt, dem kann ich auch nicht helfen. Das einstimmige Urteil dieses Tages musste lauten:
„Sehr schön. Das muss man gesehen haben und mal wiedersehen.
Das Fazit des gesamten Besuches in Helsingborg, welcher eigentlich als hoch-wissenschaftliche Forschungsreise angekündigt war, wurde zu einem Erlebnis, das viele nicht vergessen sollten. Internationale Kommunikation im Zeitalter eines zusammenwachsenden Europas stand noch mehr im Vordergrund als die von uns zu erbringenden wissenschaftlichen Ergebnisse im Rahmen des Comenius-Projektes. Ich hoffe, dass diese Art von Austausch weiterhin Bestand haben wird, denn das ist etwas, was den Jüngeren unserer Ex-Schule nicht vorenthalten werden darf.
Rüdiger unterstützt von Selma
Helsingborg | Exkursionen mit Hans werden zu unvergesslichen Erinnerungen. |
Schweden - da stehen einem die Haare zu Berge
zumindest ging es uns so, als wir uns an der Reling stehend und vom Meeressturm umweht auf der Fähre von Puttgarden nach Roedby befanden, die uns ein Stück näher an das Land der Eiche heranschipperte. Wenn wir nicht gerade damit beschäftigt waren unsere Haare zu entfitzen, machten wir uns zu der Zeit schon viele Gedanken, wie sich die folgenden 5 Tage auf schwedischem Terrain so gestalten würden . Die Phantasie reichte da über Wälder voll AIg-Getier und ganze Läden voll von Blabärsoppa und Mörrebröd; und Uferregionen voll von roten dörflich anmuten-den Fischerhäuschen mussten doch einfach auch dort sein ... Was uns jedoch nach den vielen Stunden Zug- und Fährfahrt begrüßte, war ein - keines dieser Klischees bedienendes - Industriestädtchen, denn als Hafenstadt in unmittelbarer Anbindung an Dänemark bleibt Helsingborg nicht viel Raum für kleine rote Häuser - und Alg-Getiere gibt‘s wohl auch nicht. Wenn die Leute nicht alle reden würden, als hätten sie keinen
Kehlkopf, dann hätte man doch meinen können, man sei in einer deutschen Hafenstadt gelandet ... Da unsere Phantasien sich nun als eindeutig unbegründet erwiesen hatten, galt es, sich neue zu schaffen. Das erwies sich in den ersten Tagen als beinahe unmöglich, vielleicht lag‘s daran, dass wir absolut nichts unternommen haben und uns zwei Tage lang die gleichen Straßen angeguckt haben, die jedoch auch am zweiten Tag nicht interessanter aussehen wollten als am ersten. Allein eine Stadtführung von enormen 60 Minuten konnte da aufmuntern, man denke nur an das eindrucksvolle Lustgärtchen von sage-und-schreibe ca. 9 m2 mit einer potemkischen Tür (Booohr ey !)‚ das angeblich keiner findet, obwohl es zum Schutze des Lebens von Touristen in keinster Weise in Stadtkarten verzeichnet ist und zu Recht keiner von ihm Notiz nimmt. Doch die Stadtführung war wirklich ein Lichtblick und man sah zum ersten Mal echtes Bemühen, uns irgendetwas zu vermitteln.
Während dieser 2 Tage durfte wie bei jedem Austauschprogramm auch der heißgeliebte Gang zum Direktor nicht fehlen ... -das Einzigste was mich an der Schule überzeugte, waren die kostenlose Kantine und die Lage, denn von den Räumen aus hatte man einen direkten Blick auf das Meer und man sah die vielen verträumten Segelboote darauf schaukeln.
Weiterhin probierte man uns durch den Gang zu einer völlig aussagelosen Ausstellung über Linn~ zu töten, aber da wir durch vorangegangene Folterungen schon abgehärtet waren, überlebten wir wie durch ein Wunder.
Allein die folgenden 2 Tage entsprachen unseren eigentlichen Erwartungen, denn am 3.Tag fuhren wir nach Kopenhagen und am nächsten nach Kullaberg. Beide Male wurden wir von Hans Wilson, einem schwedischen Lehrer begleitet, der mit einem enormen Enthusiasmus an die Sache heranging (Auch wenn sein Redefluss manchmal strapazierend war.). Er führte uns durch Kopenhagen und erzählte wirklich sehr interessante Dinge. So zeigte er uns zum Beispiel von einem Aussichtsturm aus die neue Brücke, die fortan Dänemark mit Schweden verbindet. Der Ausflug nach Kopenhagen war wirklich toll, aber wir hatten viel zu wenig Zeit um alles zu erkunden. Schade, dass die Zeitverteilung nicht so gut geplant war.
Am nächsten Tag ging‘s dann nach Kullaberg. Das ist ein Naturschutzgebiet nördlich von Helsingborg. Die Landschaft ist dort wunderschön, denn über schroffe Klippen aus Gneis hinweg wird einem ein Panoramablick über das Meer gewährt.
Uber diese Klippen zu wandern war wohl der schönste Teil der Reise. Es war richtig abenteuerlich über halbverrostete Leiternund irgendwie um sein Leben fürchtend zu Spalten und Höhlen zu klettern. Sehr bedauerlich war, dass wir es nicht mehr schafften uns die „Treibholzkunst“ anzugucken, was vielleicht auch am Desinteresse einiger Leute lag.
Somit hat uns Schweden von seiner Natur her schon entschädigt. Was die gesellschaftliche Annäherung betrifft, bin ich mir nicht so sicher, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig - schließlich kann man ja nicht von allen Schweden erwarten, dass sie so alternativ und individuell wie Pipi Langstrumpf sind.
Bedauernswert ist, dass dies ein einmaliges Projekt bleiben wird, denn das Comenius-Projekt, unter dem der Austausch gelaufen ist, sieht keinen direkten Schüleraustausch zwischen den Ländern vor, die sich an ihm beteiligen. Auch die Partnerschule in Helsingborg wird zukünftig nicht mehr an diesem Umweltprojekt teilnehmen - vielleicht kein so großer Verlust, wo doch das Interesse an der Umwelt fast gänzlich fehlte. Und schließlich sollten solche Projekte ja auch nicht als Vorwand genommen werden, um täglich mit deutschem Bier anstoßen zu können.
Sabine Ihl
Klasse 12.1
Arbeit am Comenius-Projekt